Liebe Igelfreunde, liebe Gartenbesitzer, liebe Leute die Gartenbesitzer kennen....
Als gelernter Gärtner & gewordener Igelretter, möchte ich mich in diesem Posting den Igelrückzugsquartieren BENJESHECKE, LAUBHAUFEN, REISIGHAUFEN & CO widmen.
Es hat sich in den letzten Jahren leider immer mehr verbreitet, dass viele Gartenbesitzer die Natur aus ihrem Garten (so er denn den Namen noch verdient....) verbannen. Alle Jahre wieder wird im Herbst das Laub und den Strauch-schnitt mühevoll und oft kilometerweit zur Grüngut-Sammelstelle gekarrt.
Der Garten muss "aufgeräumt" aussehen und "sauber".
Dass vor allem Laub- und Reisighaufen nicht nur wertvoller Rückzugsort für überwinternde Igel sind, sondern auch Überwinterungsplatz und nachfolgend Kinderstube für Insekten... das wissen viele Leute einfach nicht mehr. So erklärt sich auch die ständig verschlechternde Lage für den Igel. Es fehlt an sicheren Winterschlafquartieren, es fehlt an Futterinsekten.
Dabei machen z.B. in Deutschland die Privatgärten, zusammen genommen, in der Fläche mehr aus ,als die Naturschutzgebiete. Was läge darin für ein Potential für Artenschutz und Biodiversität....
Benjesheckeke: nach dem "Erfinder", dem Landschaftsgärtner Benjes benannt ,ist eine heckenartig angelegte Aufschichtung von Strauch- und Gehölz-schnitt. Generell ist das Schnittgut aller Sträucher gleichermaßen geeignet, egal ob mit oder ohne Laub. Weniger sinnvoll ist eine Benjeshecke aus reinem Nadelholzrückschnitt. Zwischen in den Boden geklopften Pfosten wird der Strauch-schnitt geschichtet und dabei -vor allem unten- nur mäßig verdichtet. Darunter bietet sich wertvoller Unterschlupf für Igel vor allem im Winter (manche bleiben oder kommen auch den Sommer über ) ,aber auch für manchen Bodenbrüter oder Eidechsen.
Eine Benjeshecke sollte -um Sinn zu machen- mindestens ca. zwei Meter lang sein und mind. ca. 50 cm breit. Die Höhe ist beliebig, von Anfang an sollten es aber ruhig 60-80 cm sein. Laubhaufen: das im Garten fallende Laub einfach an ein oder zwei Plätzen zusammengekehrt und aufgeschichtet, idealerweise an einem halbwegs windgeschützten Platz oder in einer Ecke. Der kann nicht hoch genug sein. Um als Igelunterschlupf Sinn zu machen ,sollte er mind. 40-50cm hoch sein und auch ca. 50-70cm im Durchmesser. Grösser ist immer gut. Kombination aus Benjeshecke und Laubhaufen: der Benjeshecke wird ein Laubhaufen vorgelagert, so wie bei mir im Garten -siehe Foto. Übrigens: im Jahresablauf muss man sich um das Laub nicht weiter kümmern....Asseln und Regenwürmer und die Witterungseinflüsse lassen es ab Jahresmitte in wertvollen Laubhumus (Erde) zerfallen Wer es mit dem Igel besonders gut meint, kann unten in die Benjeshecke eine oder zwei feste Schlafkammern einbauen, zB. aus Brettchen oder Ziegelsteinen. Muss aber nicht...der Igel kommt auch sonst in der Benjeshecke zurecht. Reisighaufen: als Alternative zur Benjeshecke schichtet man im Garten den Strauch-schnitt einfach aufeinander. Den Rest macht die Natur. Astwall: kürzlich bei mir in der Nähe gesehen (Foto)... tolle Idee! Hier hat ein Grundstücksbesitzer aus den Hinterlassenschaften seines alljährlichen Obstbaumschnittes einen langen Wall als natürlich Grenze zwischen Grundstück und Feldweg aufgeschichtet. Benjeshecke in groß. Kannte ich noch nicht -. bin begeistert Motto ist "Jeder Garten könnte Lebensraum sein"
Lars Jodi
Rindenmulch
von Lars Jodi
Möchte gerne auf das Thema Rindenmulch, eingehen.
Ist ein regelmäßig wiederkehrendes Thema und im Zusammenhang mit Igel und ihrem Lebensraum tatsächlich wichtig.
Als gelernter Gärtner, der in den 80er-Jahren das allmähliche Aufkommen des damals "neuen" und modernen Beetabdeckmaterials aktiv miterlebt hat, begleitet mich das Zeugs seit Jahrzehnten. Als Igelschützer, habe ich irgendwann viel später gelernt, dass das Mulchmaterial Rinde einen erheblichen Einfluss auf das Lebensumfeld der Stachler hat. Aber Nein, anders als Kies & Schotter verteufele ich den R-Mulch nicht. Was man beim Einsatz des Materials halt wissen sollte, ist Folgendes:
heimischer europäischer Rindenmulch (also auch der aus Osteuropa) enthält extrem viel Gerbsäuren als natürlichen Inhaltsstoff. Entsprechend stechend-scharf sind die Ausdünstungen. Vom Ausspülen der Gerbstoffe in den Boden ganz zu schweigen. Der Rindenmulch selbst ,ist gut ein Jahr lang ein lebensfeindliches Terrain. So lange nämlich dauert es, bis er (gärtnerisch formuliert) abgelagert ist. Und auch das Erdreich unter der Mulchschicht ist auf 15-20cm versäuert. Bodenleben, Insektenleben und Insektenkinderstube finden darin nicht statt.
Vor allem (billiger) Rindenmulch aus Osteuropa (Weißrussland,Ukraine...) ist zusätzlich oft noch mit Fungiziden ,Insektiziden und Herbiziden behandelt. Also geballte Chemie gegen Insekten,Unkräuter und Pilzbefall. Heimisches Produkt wird heutzutage meist nur noch "gedämpft",also hitzebehandelt.
Generell schafft eine Mulchschicht ein feuchtes Bodenklima, das (bei unbehandeltem Mulch) z.B Pilzwachstum fördert. Das an sich muss nicht schlecht sein, aber es kommt auf die Pilze an... Vor allem vernässt es zeitweise den Boden stark, das ist - in der Zeit nach der Abrottung- dann auch für viele Insekten wieder nachteilig.
Wer Rindenmulch einsetzen will, sollte das nicht großflächig auf allen Beeten machen, sondern auch Zonen mit offenem Boden belassen. So mancher pflanzlicher Bodendecker hält das Unkraut auch fern !Und wenn, dann wäre "BIO"-Rindenmulch zu bevorzugen. Der ist zumindest nicht chemisch behandelt.Das große Problem mit der Gerbsäure bleibt.
Besser als heimischer Rindenmulch aus Fichten und Tannen ist Pinienmulch. Der kommt meist aus Südeuropa. Er enthält weit weniger Gerbstoffe, versäuert das Umfeld erheblich weniger stark. Ist übrigens oft auch strukturstabiler als heimischer Mulch.Hält also viel länger.
Aber Obacht: manche Pinienmulche sind gefärbt, z.B in Rot-Tönen oder Anthrazit. Das ist dann sicher für den Boden auch wieder nicht so toll.
wer sich persönlich von der "Lebensfeindlichkeit" von Rindenmulch überzeugen will, nimmt mal eine Ladung frischen Mulch in beide Hände, hält sich das Ganze vors Gesicht und nimmt 10 bis 15 Atemzüge....wenn ihr es schafft .Darin möchte man nicht leben müssen & könnte man könnte es auch nicht!
die Aspergilliose Gefahr ist sehr hoch!
Es sind viele Tiere in der Vergangenheit verstorben auf Rindenmulch.